Hyper Independence

Hyper-Unabhängigkeit als Traumafolge

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Hast du Probleme damit, nach Hilfe zu fragen, vertraust am Ende nur dir selbst und hast ein großes Bedürfnis nach Alleinsein, fühlst dich aber gleichzeitig oft einsam? Dann könnte es sein, dass du unter Hyper Independence leidest. In diesem Artikel erfährst du, was es damit auf sich hat. 

Was ist Hyper Independence bzw. Hyper-Unabhängigkeit?

Hyper Independence (zu Deutsch “Hyper-Unabhängigkeit”) beschreibt die Eigenschaft, bei der Menschen ein extrem hohes Bedürfnis nach Unabhängigkeit haben und Schwierigkeiten dabei haben, Hilfe anzunehmen und anderen Menschen zu vertrauen. Der Einfluss auf das Leben Betroffener sowie die Folgen dieser Hyper-Unabhängigkeit können immens sein.


In so gut wie allen Fällen ist Hyper Independence eine Traumafolge.

Inhalte

Ursachen von Hyper Independence: Wie kommt es zu Hyper-Unabhängigkeit?

Hyper Independence ist eine Traumafolge. Das bedeutet, dass es sich dabei so gut wie immer um das Resultat eines Traumas handelt. Falls du dir jetzt denkst “Kann nicht sein, mir ist nie irgendwas Schlimmes passiert” – hold on. In erster Linie ist Hyper-Unabhängigkeit die Folge von Entwicklungstrauma. Dabei handelt es sich um viele kleine und subtile Verletzungen und Nicht-Erfüllen unserer primärsten Bedürfnisse, meist durch unsere Mutter.

Diese Verletzungen schlagen sich in der Bindung zu unserer Mutter und damit in unseren Bindungsstil nieder und wir entwickeln einen unsicher-vermeidenden Bindungsstil. Das Tückische daran: Kinder mit diesem Bindungsstil sind sehr hoch angesehen und niemand erkennt ihr Leid, da die Gesellschaft Selbstständigkeit schon in jungem Alter extrem wertschätzt und fördert. Diese Kinder zeigen eine Schein-Autonomie, bei der sie absolut sicher und unabhängig WIRKEN, es aber nicht sind. Tatsächlich hat man in Studien nachgewiesen, dass sie extrem hohe Stresslevel haben.

Unsicher-vermeidende Kinder sind also deswegen hyper independent weil sie gelernt haben, sich von ihren Ängsten und Bedürfnissen nichts anmerken zu lassen. Sie erfahren von ihrer Mutter kaum Liebe, Sicherheit, Zuwendung, Spiegelung und Bestätigung. Eher im Gegenteil, oft werden Ängste, Bedürfnisse und Hilfegesuche sogar noch gegen sie verwendet. Und da die primäre Beziehungserfahrung zu unserer Mutter unsere Blaupause für alle anderen Beziehungen ist, hören unsicher-vermeidende Kinder schon recht früh auf, Nähe und Bedürfnisbefriedigung bei anderen zu suchen. Man kann beobachten, dass deren Bindungssystem schon mit ca. einem Jahr stark zurückgefahren ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie lieber alleine bleiben statt Gesellschaft zu suchen.

Und da Bindungsmuster so lange bestehen bleiben, bis man das zugrunde liegende Trauma heilt, werden aus unsicher-vermeidenden Babies unsicher-vermeidende und damit hyper-unabhängige Erwachsene.
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Symptome von Hyper Independence

Jeder Mensch und jedes Trauma ist verschieden, aber im Folgenden findest du die häufigsten Anzeichen für Hyper-Unabhängigkeit:

Schwierigkeiten, um Hilfe zu bitten oder Hilfe anzunehmen

Die (falsche) Verbindung, die das Denken hyper-unabhängiger Menschen prägt: Wer Hilfe braucht ist schwach oder zumindest nicht gut genug. Daher gibt es eine hohe Schamgrenze dafür, Hilfe in Anspruch zu nehmen und das soll um jeden Preis verhindert werden.

Schwierigkeiten, Bedürfnisse zu artikulieren und Grenzen zu setzen

Menschen mit Hyper-Unabhängigkeit haben oft Schwierigkeiten damit, ihre Gefühle oder Bedürfnisse auszudrücken. Auch das Thema Grenzen Setzen ist oft ein rotes Tuch für sie. Diese Kombination führt bei vielen dazu, dass sie lieber allein bleiben, um gar nicht erst in die Situation zu kommen, Bedürfnisse oder Grenzen kommunizieren zu müssen.

Großes Bedürfnis nach Alleinsein und dennoch Gefühle der Einsamkeit

Aufgrund der eben angesprochenen Probleme, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren und zu wahren, bleiben Betroffene oft lieber allein und suchen keine Gesellschaft. Das ist für sie der sicherste, entspannteste und energiesparendste Weg zu leben und verschafft ihnen die Ruhepausen, die sie in ihrem anstrengenden Alltag haben. Gleichermaßen fühlen sie sich durch ihre selbst gewählte Isolation auch manchmal einsam.

Starkes Misstrauen gegenüber anderen

Wenn’s hart auf hart kommt, verlassen sich hyper-unabhängige Menschen meist nur auf sich selbst. Zwischenmenschliche Beziehungen sind oft geprägt von Vertrauensproblemen und nicht selten kommt es zu Schwierigkeiten, überhaupt enge Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen.

Schwierigkeiten mit Teamarbeit

Oft haben hyper-unabhängige Menschen Probleme damit, im Team zu arbeiten. Zum einen weil sie einzelgängerische Typen sind, zum anderen aber auch weil sie im Team oft ohnehin die ganze Arbeit machen, während die anderen sich kaum beteiligen. Mehr dazu liest du im Abschnitt „Hyper Independence und Over Achieving“.

Extreme Abneigung gegen bedürftige und unselbstständige Menschen

Es gibt wenig, das hyper-unabhängige Menschen mehr verachten, als bedürftige oder unselbstständige Menschen. Zum einen fehlt ihnen jedes Verständnis dafür, wie man sich so sehr von anderen Menschen abhängig machen kann. Zum anderen mögen sie genau das eben auch nicht von der anderen Seite aus: wenn Menschen sich zu sehr an sie klammern.

Starkes Bedürfnis, alles selbst zu erledigen und Schwierigkeiten damit, Aufgaben zu delegieren

Menschen mit Hyper Independence haben (meist aus gutem Grund) extreme Schwierigkeiten damit, Aufgaben an anderen zu delegieren und erledigen viel lieber alles einfach selbst. Warum das so ist, liest du im nächsten Abschnitt.

Hyper Independence und Over Achieving

Ein Teil des Problems von Menschen mit Hyper Independence ist es, dass sie Aufgaben nicht gerne an andere delegieren oder abgeben. Nur wenn du es selbst machst, weißt du, dass es zuverlässig und in der Qualität erledigt wird, die du gerne hast. Und die Welt ist voll von Menschen, die dir jetzt erzählen würden, du musst einfach nur dein Trauma heilen und lernen anderen zu vertrauen, die können das schließlich genau so gut wie du, bla bla bla.

ICH sage dir: Du hast recht. Es stimmt sehr wahrscheinlich, dass niemand in deinem Umfeld diese Aufgabe in der Qualität und Geschwindigkeit erledigen kann wie du. Meiner Erfahrung nach sind hyper-unabhängige Menschen in den allermeisten Fällen Over-Achiever. Wie hätten sie sonst bis hier hin überleben sollen? Wenn jemand nie nach Hilfe fragt, alles selbst macht und sich alles selbst beibringt, dann MUSS diese Person gezwungenermaßen ein extrem krasses Skillset, eine enorme Auffassungsgabe und eine ultraeffiziente Arbeitsweise haben.
Wenn du also Schwierigkeiten hast im Team zu arbeiten weil du nicht verstehst, wie andere so faul sein können, derart lang für eine so simple Aufgabe brauchen können oder gerne die Lorbeeren für Dinge einsammeln, an denen sie nicht mal mitgewirkt haben, dann bist du wahrscheinlich ein hyper-unabhängiger Over-Achiever.
Und wenn du Schwierigkeiten hast, Aufgaben an andere abzugeben, weil es dich 1. mehr Zeit kosten würde, die Aufgabe zu erklären als sie schnell selbst zu machen und du 2. genau weißt, dass die Person die Aufgabe niemals in der gleichen Qualität und Geschwindigkeit erledigen kann wie du, dann bist du wahrscheinlich ein hyper-unabhängiger Over-Achiever.

Hyper Independence und Hypervigilanz

Hyper Independence ist eng mit Hypervigilanz verknüpft. Bei beidem handelt es sich um Traumafolgen. Hypervigilanz bedeutet eine erhöhte Wachsamkeit und ein ständiges Auf-der-Hut sein, um potenzielle Gefahren (vor allem im zwischenmenschlichen Bereich) sofort erkennen zu können.
Hyper-Unabhängigkeit und Hypervigilanz vereint, dass sie beide mit einem starken Misstrauen gegenüber anderen Menschen einhergehen, die Ausprägung dieses fehlenden Vertrauens ist dabei jedoch unterschiedlich gelagert.

Hypervigilante Menschen glauben, dass sie potenzielle Gefahren wie z.B. Gefühlsausbrüche oder Gewalt anderer Personen dadurch abwehren können, dass sie alle Personen um sich herum permanent scannen, um auch kleinste Veränderungen in deren Stimmung sofort erkennen und sich so auf die bevorstehende Gefahr einstellen zu können.

Hyper-unabhängige Menschen hingegen glauben, dass sie sich durch ihre Unabhängigkeit und ihr Misstrauen anderen gegenüber vor weiteren Verletzungen oder Traumata schützen können.

In den meisten Fällen treten Hyper Independence und Hypervigilanz zusammen auf. Wie fast alle Traumareaktionen sind diese ein irrationaler Versuch, ein Stück weit die Kontrolle zu gewinnen, die ihnen in traumatischen Situationen gefehlt hat. Irrational deshalb, weil natürlich weder Hypervigilanz noch Hyper Independence jemanden vor weiteren Traumata schützt. Vielmehr ist es sogar so, dass sie diese oft noch weiter fördern, indem sie die Abspaltung und Gefühle des Alleinseins Betroffener verstärken.

Folgen von Hyper Independence

Erschöpfung

Auch wenn hyper-unabhängige Menschen in der Regel extrem hochperformant sind, immer alles alleine zu machen, sich auf niemanden verlassen zu können und sich dabei die Selbstzweifel, Überarbeitung und Schwächen nicht anmerken zu lassen ist extrem kraftraubend. Nicht selten verbringen Menschen mit Hyper Independence ihre gesamte Freizeit mit schlafen und auf dem Sofa gammeln und trotzdem fühlen sie sich nie wirklich erholt.

Einsamkeit

Niemandem vertrauen zu können und keinem sein wahres Gesicht zeigen zu können isoliert einen von der Außenwelt und macht extrem einsam. Insbesondere ihr dasein als Over-Achiever macht es hyper-unabhängigen Menschen oft schwer, sich mit anderen Menschen intellektuell verbunden zu fühlen und damit authentische Beziehungen aufzubauen. Die Schwierigkeiten beim Grenzen Setzen führen dazu, dass Betroffene oft den Kontakt zu anderen Menschen lieber vermeiden. Auch das fördert ihre Gefühle von Einsamkeit.

Burnout

Insbesondere in Angestelltenverhältnissen endet Hyper Independence oft im Burnout. Nicht nach Hilfe zu fragen, keine Schwäche zu zeigen und Schwierigkeiten mit dem Grenzen setzen zu haben ist hier auf Dauer eine toxische Kombination, mit der du zuverlässig Raubbau an dir selbst betreibst und dich so unausweichlich früher oder später in den Burnout arbeitest.

Hyper Independence heilen

Hyper Independence an sich ist weder gut noch schlecht. Aus meiner Sicht muss also nicht jede (Art von) Hyper Independence behandelt oder geheilt werden. Die zwei zentralen Frage, die du dir im Zusammenhang damit stellen solltest sind

1. “Belastet MICH meine Unabhängigkeit oder belastet sie andere?”

2. “BELASTET mich meine Unabhängigkeit oder ist sie meine Superpower und damit vielleicht der Türöffner für ein richtig geiles Leben?”

Wenn deine Hyper Independence DICH belastet, dann solltest du dir auf jeden Fall Unterstützung holen. Diese zielt in den meisten Fällen darauf ab, anderen Menschen langsam vertrauen zu lernen und zu lernen, dir selbst zuzugestehen, dass du auch mal “schwach” sein darfst, Dinge nicht alleine machen musst und dass es Menschen gibt, die dich gerne unterstützen.

Auch wenn du dir nicht sicher bist, inwiefern du dir mithilfe deiner Hyper-Unabhängigkeit ein wirklich zufriedenes und dir entsprechendes Leben aufbauen kannst, kann es sinnvoll sein, dich darin unterstützen zu lassen.

Ich bin den Weg schon gegangen und zeige dir gerne, wie er für dich aussehen könnte. Hier kannst du dir ein Erstgespräch mit mir buchen.

Über die Autorin

Hi, ich bin Karina – somatische Therapeutin und die Gründerin von Mutterwunde. Als Tochter einer narzisstischen Mutter spielte Hyper Independence auch in meinem Leben schon immer eine große Rolle. Lange war es für mich ein Problem und etwas, das mir regelmäßig vorgeworfen wurde. Mittlerweile sehe ich meine Hyper-Unabhängigkeit als meine größte Superpower an, die mir jeden einzelnen Tag dabei hilft, das Leben meiner Träume zu gestalten. 

Klingt zu schön um wahr zu sein? Lass uns mal sprechen, vielleicht ist das auch für dich möglich.

karina leitner
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