Mutterwunde heilen
WIE DU DEINE MUTTERWUNDE ERKENNST UND IN 10 PHASEN HEILST
In diesem Beitrag habe ich bereits erklärt was die Mutterwunde ist, wie sie entsteht und welche Folgen sie hat. Heute möchte ich näher darauf eingehen, wie du deine Mutterwunde erkennen kannst bzw. wie sich diese in deinem heutigen Leben zeigt und wie du deine Mutterwunde heilen kannst.
Vereinfacht gesagt ist die Folge deiner Mutterwunde, dass du psychologisch unterentwickelt bist. Durch fehlende Spiegelung und unzureichende Erfüllung deiner Bedürfnisse blieben dir wichtige Entwicklungsschritte verwehrt und deine Persönlichkeit konnte sich nicht oder nicht in vollem Maße entwickeln. Oft zeigt sich das darin, dass wir das Gefühl haben, falsch in dieser Welt zu sein und nicht in ihr zurecht zu kommen.
Während „leben“ anderen ganz einfach von der Hand geht, ist es für uns unfassbar anstrengend und kräftezehrend. Kein Wunder, denn letztlich sind wir psychologisch gesehen kleine Kinder, die sich in der Welt der Erwachsenen zurechtfinden müssen und Dinge wie Gehaltsgespräche, Steuererklärungen und Altersvorsorge regeln sollen.
Im Folgenden erfährst du mehr darüber, woran du eine Mutterwunde in deinem heutigen Leben erkennen kannst.
Inhalte
So zeigt sich eine Mutterwunde in deinem heutigen Leben
Hypervigilanz: Übererregtes Nervensystem
Weil unser Umfeld mit einer dysfunktionalen Mutter nie Sicherheit bedeutet und uns jederzeit etwas passieren könnte, ist unser Nervensystem 24/7 auf Alert. Wir scannen dauerhaft unsere Umgebung und insbesondere unsere Mutter auf Gefahren und merken so schon kleinste Stimmungsveränderungen bei ihr, um uns auf einen potenziellen Ausbruch bestmöglich vorbereiten zu können. Unser Nervensystem ist also nicht nur dauerhaft erregt sondern dauerhaft ÜBERerregt um unsere Sicherheit zu gewährleisten und Gefahren abwenden zu können. In der Psychologie nennen wir das Hypervigilanz. Mehr zur Hypervigilanz kannst du hier nachlesen.
Somatische und psychosomatische Erkrankungen: Allergien, Autoimmunerkrankungen, etc
Durch das dauerhaft übererregte Nervensystem und die damit einhergehende übermäßige Ausschüttung von Stresshormonen haben quasi alle meine Klient:innen mindestens eine, oft mehrere chronische Erkrankungen. Dazu zählen vor allem Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto, Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD und auch gastrologische Erkrankungen wie Reizdarm oder Gastritis. Auch wenn keine dieser Erkrankungen rein psychosomatisch ist, zeigt sich fast immer, dass Stress die Symptome verstärkt.
People Pleasing, Mama Pleasing & Probleme mit Grenzen setzen
Durch die fehlende Spiegelung der Mutter und den fehlenden Raum für eigene Bedürfnisse werden wir von Geburt an zu People Pleasern. Also solche übernehmen wir die Verantwortung für die Gefühle anderer und unterdrücken unsere eigenen zugunsten dieser. Eng verbunden damit ist auch, dass wir nicht dazu in der Lage sind, Grenzen zu setzen.
Auch die Bedürfnisse unserer Mutter wollen wir stets nähren, um nicht in ihre Ungnade zu fallen und unser Leben zu riskieren. Als Baby und Kind ein überlebensnotwendiger Mechanismus, als Erwachsene eine lebenseinschränkende Copingstrategie. Solange unser Bewusstsein nicht die Erkenntnis ereilt, dass unser Überleben jetzt nicht mehr von unserer Mutter abhängig ist, führen wir das Muster des Mama-Pleasings unendlich lang weiter, ohne jemals damit Erfolg zu haben in dem Sinne, dass wir die Anerkennung von ihr bekommen, die wir uns wünschen. .
Wie People Pleasing bei Menschen mit Mutterwunde genau entsteht, kannst du ausführlich hier nachlesen.
Kein Zugang zu eigenen Gefühlen oder Schwierigkeiten, damit umzugehen
Ganz eng verwandt mit dem Thema People Pleasing ist es, dass uns der Zugang zu unseren eigenen Gefühlen fehlt oder wir mit diesen nicht umzugehen wissen. Auch unsere Gefühle, Emotionen und Empfindungen mussten wir unser Leben lang unterdrücken oder sie wurden uns im Rahmen von Gaslighting abgesprochen: “Stell dich nicht so an, so schlimm ist das jetzt auch wieder nicht!”.
Sich falsch in dieser Welt fühlen, wie ein Alien
Ein Kernsymptom von Entwicklungstrauma und damit auch von Menschen mit Mutterwunde ist es, dass sie sich in dieser Welt nur schwer zurechtfinden und sich abgeschottet, einsam oder zumindest nicht verbunden mit dem Rest fühlen. Oft gesellt sich dazu auch das Gefühl bzw. die Überzeugung, dass mit einem etwas nicht stimmt.
Angst vor Ablehnung und Zurückweisung, Gefühl des Nicht-Gewollt-Seins
Unsere primären Beziehungsmuster sind so prägend, dass wir sie in allen Beziehungen (gemeint sind nicht nur Liebesbeziehungen!) so lange wiederholen, bis wir sie heilen. Die Ablehnung die wir durch unsere Mutter erfahren, überträgt sich also in unser gesamtes Leben und zeigt sich entweder als große Angst vor Ablehnung und Zurückweisung oder als globales Gefühl des Nicht-Gewollt-Seins oder auch als beides. Da wir uns durch diese Angst bzw. dieses Gefühl bewusst oder unbewusst oft gar nicht erst richtig auf Beziehungen einlassen bekommen wir auch immer wieder bestätigt, dass wir nicht gewollt sind und einfach immer wieder abgelehnt werden.
Perfektionismus
Perfektionismus spielt häufig eine Rolle, wenn unser psychologisches Grundbedürfnis nach Anerkennung und Selbstwerterhöhung nicht oder nicht ausreichend erfüllt ist. Ein Thema, das quasi alle von uns betrifft. Durch Perfektionismus und herausragende Leistungen versuchen wir endlich die Aufmerksamkeit zu bekommen, die wir uns so dringend wünschen. Leider meistens erfolglos.
Eigenes Lebenskonzept? Fehlanzeige!
Oft suchen Menschen mit Mutterwunde selbst im Erwachsenenalter immer noch verzweifelt die Anerkennung der Mutter und richten nicht selten ihr komplettes Leben und all ihre Entscheidungen darauf aus, der Mutter zu gefallen und so vielleicht endlich die Liebe zu bekommen, die sie sich so sehr wünschen. Da wir ab Tag 1 unseres Daseins als Erweiterung unserer Mutter im wahrsten Sinne des Wortes dienen und dadurch keinen Sens of Self entwickeln, also das Verständnis dafür, dass wir eine eigenständige Person sind, fehlt uns auch ein eigenes Lebenskonzept. In den meisten Fällen dürfen und oftmals können wir ein solches gar nicht entwickeln, da unsere Mutter jeglichen Schritt in diese Richtung sofort unterbindet.
Wir sind es also gewöhnt, das zu tun, was unsere Eltern von uns erwarten und uns für unsere Familie aufzuopfern – in allen Bereichen des Lebens. Egal ob es um Schulwahl, Berufswahl, Partner:innenwahl oder ganz banal um die Farbe der Gardinen geht: Wir nehmen uns zurück, unterdrücken unsere eigenen Wünsche und folgen dem, was von uns erwartet wird. Ins Raster passen, nicht auffallen, nicht erfolgreicher sein als unsere Eltern und bloß nicht die eigene Meinung äußern sind unsere Maximen.
Erlernte Hilflosigkeit und Opferhaltung
Als Kinder einer dysfunktionalen oder narzisstischen Mutter erleben wir es quasi ständig, dass wir für jede Handlung gemaßregelt werden, dass wir dieses nicht dürfen und jenes nicht sollen, dass wir kein Recht auf unsere Wünsche haben und dass wir diese auch nie erreichen können, weil unsere Mutter sich immer dazwischen stellt. Wenn dir immer wieder gesagt wird “Das kannst du nicht”, “Dafür bist du noch zu klein”, “Gib her, ich mach das” erlernen bzw. erfahren wir nie die sogenannte Selbstwirksamkeit, also dass wir selbst Einfluss nehmen können auf unser Leben und seine Entwicklung.
Als Kind wird die erlernte Hilflosigkeit dauerhaft durch die Mutter gewährleistet und später ist das Konzept entweder so sehr verfestigt, dass wir erst gar keine Versuche mehr unternehmen oder dass wir im Sinne unserer Self-fulfilling Prophecy scheitern. “Ich kann das nicht”, “Ich schaffe das nicht”, “Ich bin dafür zu blöd” sind drei der vielen Leitgedanken der erlernten Hilflosigkeit, mit der viele Töchter narzisstischer Mütter und Menschen mit Mutterwunde durchs Leben gehen.
Gemäß ihrer Erwartungen scheitern sie oft, geben schnell auf, nutzen nie ihr gesamtes Potenzial, nehmen sich ihnen bietende Möglichkeiten nicht an oder wahr und sind insgesamt Underachiever. Und das alles nur weil sie tief im Innern immer noch diese Glaubenssätze aus der Kindheit in sich tragen, die sie und ihr Leben komplett ausbremsen und sie zum Opfer ihrer Umstände machen.
In vielen Fällen ist diese Opferhaltung auch von der Mutter geerbt, die diese ebenfalls erfahren hat. Und während liebevolle Mütter sich für ihre Kinder wünschen, dass sie es einmal besser haben als sie selbst, ist bei toxischen Müttern das Gegenteil der Fall: Wenn ich es nicht haben konnte, darfst du es auch nicht haben. Das allein ist also schon Grund genug, warum du nicht deinen Berufswunsch verwirklichen darfst oder nicht den liebevollen Partner haben sollst. Weil deine Mutter unmöglich aushalten kann, dass du etwas hast, was sie nicht hatte aber insgeheim so gerne wollte.
Es gibt außerdem noch eine ganze Reihe weiterer Manifestationen einer Mutterwunde, auf die ich hier nicht näher eingehe, die du aber trotzdem kennen solltest:
- Mangel an Selbstbewusstsein
- Schlechtes Selbstwertgefühl
- Probleme mit der Körperwahrnehmung
- Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
- Selbsthass und Selbstschädigung
- Co-Abhängigkeit
- Häufige Gefühle von Neid und Eifersucht
- Ablehnung deiner Weiblichkeit oder Sexualität
- Probleme in Beziehungen: Zu uns selbst, zu Partnern und zu Kindern
- Dysfunktionale Vergleiche mit anderen
- Starker Leistungsgedanke: Du fühlst dich nur wertvoll, wenn du etwas leistest
- Verlustängste
- Kein oder kein klares Selbstkonzept: Du weißt gar nicht so genau wer und wie du überhaupt bist
- Kontrollwut oder sogar -zwang
- Angst, deine Wahrheit zu sprechen oder deine Meinung zu äußern
- Große Probleme mit Kritik oder Kritikunfähigkeit
Warum du keine andere Wahl hast, als deine Mutterwunde zu heilen
Der springende Punkt ist aber: (D)eine Mutterwunde zu heilen ist keine Frage des “Obs”, sondern des “Wanns”. Auch wenn es in Einzelfällen sehr lange dauert: Die Folgen, die du deinem Körper und deiner Psyche durch deine Mutterwunde zumutest, bleiben so gut wie nie unbemerkt. Manche früher, manche später, aber alle Menschen mit Mutterwunde werden dazu gezwungen, sich mit dieser zu beschäftigen und sie zu heilen. Weil ihr Körper oder ihre Psyche sie dazu zwingt und ihnen Erkrankungen schickt, die sie nicht mehr einfach wegdrücken können. Oder weil ihre Mutter stirbt und damit ihr kompletter Lebenssinn und -inhalt wegbricht und sie komplett lost sind.
Und nebenbei bemerkt: Du liest gerade diesen Text hier. Du kannst dir gerne gleich die Augen auswaschen gehen, aber du weiß jetzt was du weißt und du bist schon über’m Point Of No Return. Du kannst nicht mehr zurückgehen in deinen Cocon, weil du die Welt da draußen gesehen hast und sie dich ruft, sonst wärst du nicht hier.
Cycle Breaking: Den Fluch des transgenerationalen Traumas brechen
Insbesondere dann, wenn du eigene Kinder hast oder dir welche wünschst, ist es also unerlässlich, dass du deine Mutterwunde heilst, da du diese sonst an deine Kinder weitergibst. Alle Anteile in dir, die nicht geheilt sind und alle dysfunktionale Verhaltensweisen, die du unhinterfragt von deiner eigenen Mutter angenommen hast, führen dazu, dass du dein eigenes Kind traumatisierst und ihm die transgenerationale Mutterwunde weitergibst. Es ist also deine Pflicht als Mutter, das zu verhindern und deine Themen aufzuarbeiten. Zum Wohle deines eigenen Kindes und zum wohle der gesamten Gesellschaft.
Der einzige Weg, die Weitergabe an nachfolgende Generationen zu verhindern ist Cycle Breaking: deine Traumata aufzuarbeiten und so den Zyklus zu brechen.
Der große Mutterwunde Guide
Zum Download als eBook für 0 €
- So entsteht sie
- Diese Folgen hat sie für dich
- So zeigt sie sich
- So beeinflusst sie dich bis heute
Mother Wound Healing: Wie du deine Mutterwunde heilen kannst: Mein bewährtes 10-Schritte-System
Die Reihenfolge kann dabei variieren, manche Phasen laufen parallel ab und manchmal gibt es auch Loopbacks und wir nehmen eine Phase nochmal neu auf, bevor wir sie wirklich abschließen.
In der Regel verläuft die Heilung so, dass wir bei der Beziehung zu unserer Mutter starten und im Verlauf dann immer mehr zu uns selbst finden, bevor wie die Beziehung zu unserer Mutter bzw. Familie nochmal berühren um dann endgültig bei uns selbst ankommen.
Deine Mutterwunde heilen kannst du selbst, aber nicht alleine.
Eine Mutterwunde ist eine Bindungsverletzung, d.h. eine Verletzung, die in einer dysfunktionalen Bindung entstanden ist. Das Gegengift sind also heilsame Bindungen. Und jetzt kommt die Krux: Solange du deine Bindungsverletzung nicht geheilt hast, ziehst du auf natürlichem Wege immer wieder Menschen in dein Leben, die deine Bindungsverletzung füttern. Das heißt auch, dass alle Menschen, die du aktuell in deinem Leben hast, zu deinem verwundeten Ich passen und mit diesem resonieren. In der Psychologie nennen wir das auch Musterwiederholung.
Um diesen Kreislauf zu durchbrechen und dir ein gesundes Umfeld zu schaffen, musst du erstmalig eine neue Bindungserfahrung in einem nicht-alltäglichen Setting machen und durch eine fachkundige Begleitung machen. Die Chancen deine Mutterwunde nur mit Hilfe von Freund:innen oder anderen Angehörigen heilen zu können ist nicht nur extrem gering, sondern es kann sogar gefährlich sein, da auch diese dein Bindungstrauma nur wiederholen und die Gefahr besteht, dass du retraumatisiert wirst.
Erst wenn du beginnst zu heilen und diese Heilung in deine Beziehungen trägst, z.B. indem du dich von toxischen Menschen trennst oder deine Bedürfnisse offen kommunizierst und Grenzen setzt, tragen auch diese zu deiner Heilung bei. Ab diesem Zeitpunkt wird deine Heilung ein Selbstläufer.
Part I: Do It Yourself
Phase 1: Erkenntnis
Typischerweise beginnt Phase 1 in besonders einschneidenden Episoden unseres Lebens, etwa mit Mitte 20, Mitte 50 oder wenn die Mutter verstirbt.
Im Verlauf dieser Phase ereilt uns irgendwann die Erkenntnis darüber, dass unser “Anderssein” in unserer Kindheit, Erziehung und letztlich in unserer Mutterwunde begründet liegt. Wir beginnen ganz langsam zu verstehen, welche Folgen unsere unschöne Kindheit für uns als Erwachsene hatte und wie unsere erlebten Einschränkungen damit zusammenhängen.
Phase 2: Information
Zu dieser Phase gehört auch, das Ausmaß des Einflusses unserer Mutterwunde auf unsere Entwicklung und unser heutiges Leben zu verstehen. Auch die Entstehung unserer Mutterwunde und die Ergründung der Mutterwunde unserer Mutter und transgenerationaler Traumata spielt in dieser Phase eine zentrale Rolle.
Phase 3: Distanz und Sicherheit schaffen im Innen und Außen: Kontaktabbruch
Nicht nur aber besonders bei abusiven Müttern kommt außerdem zum Tragen, dass dein Nervensystem bei jedem Kontakt mit deiner Mutter übererregt ist, d.h. denkt, du seist in Gefahr. In diesem Survival-Modus bist du nur und ausschließlich auf Überleben getrimmt und Veränderung, Wachstum, Transformation oder Heilung kann nicht passieren. Das ist physikalisch unmöglich. Die Gegenwart oder der Kontakt zu deiner Mutter ist für dein Nervensystem das Gleiche wie die Flucht vor einem Tiger. 24/7. Vielleicht verstehst du jetzt auch, warum du nach jedem Kontakt mit ihr so ausgelaugt und erschöpft bist. Es geht also auch hier darum, dir erstmals zu geben, was dir deine Mutter eigentlich von Beginn an hätte geben sollen: Ein sicheres Umfeld, in dem du dich geschützt fühlst, zur Ruhe finden und dich entwickeln kannst. Ich sage es vorsichtshalber nochmal für die in der letzten Reihe: Es geht nicht darum, deiner Familie “eins auszuwischen” oder sie zu verärgern. Es geht um deine Sicherheit und nur wenn du sicher bist, hast du überhaupt die Möglichkeit zu heilen.
Um dich auf dich konzentrieren zu können und um dein System zur Ruhe kommen zu lassen ist aus meiner Sicht ein Kontaktabbruch während der Heilungsreise also unumgänglich. Ob du den Kontakt wieder aufnehmen willst, wenn du dich stabilisiert hast, ist eine individuelle Entscheidung, die du auch erst dann treffen solltest, wenn es soweit ist.
Phase 4: Akzeptanz und Trauer
Dazu gehört auch, verpasste Chancen und vielleicht sogar eine verpasste Kindheit zu betrauern. Sich zu fragen, wie man wohl geworden wäre, hätte man bestimmte Sachen nicht erlebt, andere dafür schon, hätte man mehr Unterstützung bekommen, wäre man mehr gefördert worden, etc.
Und dazu gehört auch, der Wahrheit ins Auge zu blicken und deine Mutter (und wahrscheinlich auch deinen Vater) als das zu sehen, was sie wirklich ist. Nicht als das, was du dir gewünscht hättest oder wovon du meinst, du hättest es manchmal in ihr aufblitzen sehen. Den Verlust der Mutter zu betrauern, die wir gerne gehabt hätten oder von dir wir uns vielleicht eingeredet haben oder uns eingeredet wurde, wir hätten sie gehabt.
Diese Phase ist oft mit sehr intensiven Gefühlen von Traurigkeit und Wut begleitet und in der Regel ist es eine Phase, die in Wellen verläuft und zu der wir im gesamten Prozess des Mutterwunde Heilens immer wieder kurz zurückkehren. Behalte hierbei im Hinterkopf: Nur weil du hier etwas beerdigst und betrauerst, das es nie real gab, heißt das nicht, dass deine Trauer oder dein Schmerz weniger real ist!
Bonusphase: Verbindung mit Gleichgesinnten
Viele Betroffene haben während und nach ihrer Heilung das große Bedürfnis nach Austausch und Verbindung mit anderen, die Ähnliches erlebt haben wie sie und die ihre Probleme daher nachvollziehen können. Obwohl es viele von uns gibt, ist es doch oft schwierig, sich gegenseitig im Alltag oder im persönlichen Umfeld zu finden. Daher habe ich den Inner Circle ins Leben gerufen. Dieser ist eine Art Selbsthilfegruppe und trifft sich monatlich online via Zoom, außerdem gibt es eine geschlossene Facebookgruppe als Forum und du kannst auch bei mir auf Instagram vorbei schauen, wo du dich in den Kommentaren mit anderen Menschen mit Mutterwunde austauschen kannst.
Wichtig: Das Bedürfnis, mit anderen in Verbindung zu gehen und sich auszutauschen haben nicht alle (ich z.B. auch nicht). Wenn das bei dir der Fall ist, dann ist das total okay, mit dir ist nichts falsch. You do you, ok?
Part II: Lass dir helfen
Du kannst es dir in etwa so vorstellen wie in diesem Bild:
Fahren wir also fort mit den Phasen, für die du dir aus meiner Sicht Unterstützung holen solltest.
Wichtig: Besonders in diesem Teil laufen die Phasen meistens nicht linear nacheinander ab, sondern viele verlaufen eher parallel zueinander, d.h. gleichzeitig. Während dieser Zeit passiert also krass viel in deinem Leben und es ist nicht verwunderlich, wenn du dich häufig oder dauerhaft erschöpft oder krank fühlst.
Fahren wir also fort mit den Phasen, für die du dir aus meiner Sicht Unterstützung holen solltest.
Wichtig: Besonders in diesem Teil laufen die Phasen meistens nicht linear nacheinander ab, sondern viele verlaufen eher parallel zueinander, d.h. gleichzeitig. Während dieser Zeit passiert also krass viel in deinem Leben und es ist nicht verwunderlich, wenn du dich häufig oder dauerhaft erschöpft oder krank fühlst.
Phase 5: Rahmen schaffen, in dem du bedingungslos angenommen wirst
Phase 6: Focus On Yourself - unterentwickelte Persönlichkeitsanteile nachreifen
Der Kontaktabbruch als Phase 3 schafft dir jetzt erstmals die Möglichkeit, dich ganz auf dich selbst zu konzentrieren. Auf Instagram würde man dir diese Self-Care-Phase als Wellness verkaufen, aber ganz ehrlich, es ist alles andere als Wellness. Es ist eher so, als wärst du ein Kleinkind, das laufen lernt. Ständig fliegst du auf die Schnauze, alles tut dir weh, dann wächst dir auch noch ein Zahn und du hast Fieber, die Schuhe sind zu klein und du bist in Hundescheiße gefallen.
Und warum das Ganze? Weil du jetzt als Erwachsene erst mal die Dinge lernen musst, die du eigentlich in deiner Autonomiephase zwischen 2 und 5 Jahren lernen hättest sollen. Zum Beispiel dass du eine eigenständige Person bist und keine Erweiterung deiner Mutter, dass du Grenzen setzen darfst und musst und dass Nein sagen okay ist. Da deine Mutter die Autonomiephase damals unterbunden hat, musst du das jetzt nachholen (ich nenne es Persönlichkeitsnachreifung).
Mehr dazu, warum du deine Autonomiephase nicht erleben konntest und welche Folgen das für dich hat, liest du hier.
Im Wesentlichen gibt es während dieser Phase fünf Aufgaben, die du meistern musst:
1. Sense of Self (Selbstkonzept) schaffen
In diesem Beitrag erkläre ich ganz ausführlich, wie es dazu kommt, dass wir als Menschen mit Mutterwunde über kein oder kein ausreichendes Selbstkonzept verfügen. Diesen fehlenden Entwicklungsschritt nachzuholen, eine Abkopplung zu deiner Mutter herzustellen und damit ein Konzept dafür zu entwickeln, dass du eine eigenständige und von ihr unabhängige Person bist, ist ein grundlegender Pfeiler beim Mutterwunde heilen. Nur so setzt du die Weichen für ein freies und selbstbestimmtes Leben nach deinen Regeln, Bedürfnissen und Wünschen.
2. Lernen, dich und deine Bedürfnisse zu priorisieren
Als geborene People Pleaser sind wir es gewöhnt, stets und immer Bedürfnisse zu erfüllen – nur halt die von anderen statt unsere eigenen. Unsere eigenen können wir oftmals nicht mal spüren und selbst wenn, wurde uns durch unsere Mutter antrainiert diese zu unterdrücken. Und diesen dysfunktionalen Umgang mit unseren Bedürfnissen rückgängig zu machen ist einer der wichtigsten Schritte überhaupt beim Mutterwunde Heilen.
3. Lernen, Grenzen zu setzen
Auch Grenzen setzen fällt uns aufgrund unserer Historie schwer und wir haben es sehr oft nicht gelernt, weil es uns 1. verboten wurde und 2. nicht vorgelebt wurde. Insbesondere dysfunktionale und narzisstische Mütter sind selbst oft extrem grenzenlos und so ist das Konzept von Grenzen eines, das wir erst im Erwachsenenalter kennen und anwenden lernen. Hierfür habe ich eigens für Menschen mit Mutterwunde und Töchter narzisstischer Mütter das Boundaries Bootcamp entwickelt, in dem du Grenzen setzen von Grund auf durch meine selbst entworfene Methode lernst. Hier geht’s zum Boundaries Bootcamp.
4. Unabhängigkeit erleben
5. Erwartungen an andere verlernen
Phase 7: Gefühle entdecken und zulassen
Ähnlich wie unsere Bedürfnisse hat unsere Vergangenheit uns auch dazu gebracht, Gefühle nicht zu fühlen. Viele von uns denken Gefühle sogar nur. Alle Gefühle – auch die “schlechten” wie Wut, Angst oder Traurigkeit – zu explorieren und lernen sie zulassen ist ein extrem wichtiger Schritt in der Heilung deiner Mutterwunde. Am besten und einfachsten gelingt auch das in einem geschützten Rahmen und durch Modellierung eines “Vorbildes”.
Phase 8: Reparenting lernen - Entdecke deine innere gute Mutter
Was uns Mensch mit Mutterwunde unser ganzes Leben lang gefehlt hat, ist eine liebevolle Mutter. Und genau darin liegt auch einer der größten Schlüssel zum Mutterwunde heilen: Wir müssen uns selbst die liebevolle und gute Mutter sein, die wir nie hatten. In der Fachsprache nennt man diesen Prozess Reparenting oder auch Self Mothering. Dieser Prozess lässt sich eigentlich auf ein paar wenige Dinge runterbrechen. Im Wesentlichen geht es darum, deine eigenen Bedürfnisse zu sehen und dafür zu sorgen, dass sie genährt werden. Das fällt uns zu Beginn extrem schwer, weil unser Denke von Self Gaslighting durchzogen ist: “Das bilde ich mir bestimmt nur ein” und “Ich bin viel zu anspruchsvoll sind zwei der Gedanken, die wir so oder so ähnlich ständig haben und mit denen wir uns selbst, unsere Bedürfnisse und unsere Gefühle invalidieren. Das ist letztlich eine Wiederholung dessen, was unsere Mutter mit uns immer gemacht hat, wir kennen es also nicht anders. Um den Zyklus zu durchbrechen, bedarf es also auch hier einer anderen Betrachtungsweise, damit andere Gedanken entstehen können. Hier habe ich ganz ausführlich über das Thema Reparenting geschrieben.
Phase 9: Dein authentisches Selbst entdecken
Phase 10: Beziehung zu deiner Mutter/Familie re-evaluieren
Hast du dich bereits in Phase 3 oder im Laufe des Prozesses entschieden, dass der Kontaktabbruch permanent sein soll und fühlst dich damit immer noch gut, wunderbar. Andernfalls ist jetzt der Zeitpunkt, dir dieses Thema nochmal vorzunehmen. Möchtest du wieder Kontakt und unter welchen Umständen? Wie häufig? Was sind deine Bedingungen dafür? Was muss für dich im Vorfeld noch geklärt oder aus der Welt geschaffen werden? Welche Grenzen wirst du deiner Mutter künftig setzen? Wie gewährleistest du, dass deine Bedürfnisse erfüllt werden?
Du merkst schon: Auch diese Phase erfordert erst mal wieder sehr viel Arbeit mit dir selbst, bevor sie überhaupt andere involviert. Nimm dir dafür wirklich ausreichend Zeit und gewinne ausreichend Stabilität, denn diese brauchst du, wenn es in die Beziehung zurückgehen soll.
Und denk dran, egal wie du dich entscheidest: Du kannst dich immer umentscheiden und musst dich dafür auch nicht rechtfertigen! Hör auf dein Bauchgefühl, du kannst ihm jetzt vertrauen.
Gretchenfrage: Muss ich meiner Mutter verzeihen um meine Mutterwunde heilen zu können?
Ein wichtiger Schritt für das Verständnis deiner Mutterwunde ist es sicher, zu verstehen, warum deine Mutter so ist wie sie ist und was ihre Geschichte und ihre eigene Mutterwunde ist. Verständnis ist dabei aber nicht gleichbedeutend mit Verzeihung.
Meine persönliche Meinung und Erfahrung ist, dass du deiner Mutter nicht verzeihen musst, um zu heilen.
Wie geht’s jetzt weiter?
Und wenn du dann soweit bist und dir Begleitung beim Mutterwunde Heilen wünschst, bin ich gerne für dich da.
Melde dich einfach bei mir oder buch dir direkt ein kostenloses Erstgespräch für ein Mutterwunde Coaching mit mir.
Karina
Hi, ich bin Karina – somatische Therapeutin und die Gründerin von Mutterwunde. Als Tochter einer narzisstischen Mutter trug ich viele Jahre selbst eine klaffende Mutterwunde in mir, die mir das Leben zur Hölle machte. Zum Glück gehört das heute der Vergangenheit an. Durch Reparenting heile ich meine Mutterwunde und helfe auch anderen dabei, sich von ihrer toxischen Mutter zu lösen und sich und ihr Leben neu zu entdecken.